Umweltdaten
Fauna-Flora-Habitat-Gebiete

Gipskarstgebiet bei Osterode

Beschreibung

Das FFH-Gebiet „Gipskarstgebiet bei Osterode“ liegt südwestlich von Osterode und erstreckt sich zwischen Förste im Nordwesten und Hörden im Südosten. Im Gebiet findet sich – wie im gesamten Naturraum Südwestliches Harzvorland – eine Vielfalt an geologischen Ausgangsmaterialien. So werden die Erhebungen im nordöstlichen Gebiet insbesondere von oberflächlich anstehenden Gips- oder Dolomitgesteinen des sich parallel zum südlichen Harzrand erstreckenden Zechsteingürtels gebildet, während im südwestlichen Gebiet Buntsandstein dominiert. In flachen Senken sind Lössauflagen vorherrschend. Das gesamte Gebiet ist, ungeachtet des oberflächlich anstehenden Gesteins, von Verkarstungen geprägt: Die oberflächennahen Dolomit- und vor allem Gipsgesteine sind wasserlöslich, sodass durch Lösungsprozesse ein teilweise kleinräumiges und lebhaftes Relief mit beispielsweise Karren und Dolinen entstanden ist. Als weitere typische Form des Karstreliefs sind im Gebiet unter anderem Erdfälle zu finden, in welchen wasserunlösliches Deckgestein durch Lösung tieferer, wasserlöslicher Gesteinsschichten trichterförmig nach unten gesackt ist. Einige der Erdfälle, in welchen sich zeitweise auch austrocknende Stillgewässer gebildet haben, entsprechen dem Lebensraumtyp der temporären Karstseen und -tümpel. Auch die zahlreichen kleineren und größeren Höhlen im Gebiet sind auf Verkarstung zurückzuführen. Sie stellen ein geeignetes Winterquartier für die streng geschützten Fledermausarten Bechsteinfledermaus und Mopsfledermaus dar. An einigen Stellen sind auf den aus Gips- oder Dolomitgestein gebildeten Böden Kalktrockenrasen und vereinzelt Kalk-Pionierrasen sowie Kalkschutthalden zu finden. Insbesondere in den lössgeprägten Senken kommen im Gebiet magere Flachland-Mähwiesen vor. Laubwälder verschiedener Ausprägung kennzeichnen die teils sanft, teils steiler aus der Landschaft herausragenden Erhebungen. Neben Hainsimsen-Buchenwäldern sind auf basenreicheren Böden auch Waldmeister-Buchenwälder sowie in den Hangbereichen Hang- und Schluchtwälder zu finden. Kleinere Orchideen-Kalkbuchenwälder, vereinzelt mit seltenen Orchideenarten wie dem Frauenschuh, wachsen an flachgründigen trockenwarmen Standorten. Die Wälder des Gebiets werden unter anderem von dem Großen Mausohr, einer streng geschützten Fledermausart, als Jagdrevier genutzt. An exponierten Kalksteinfelsen ist eine von mitunter seltenen Moosen, Farnen und Flechten dominierte Felsspaltenvegetation ausgebildet. Bedingt durch die geologische Vielfalt und den damit einhergehenden Reichtum an Lebensräumen ist das Gebiet von besonderer Bedeutung für eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten.
Veröffentlicht
Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L338 vom 23.12.2015, Seite 34 (Az: C(2015) 8191)

Wissen

Fauna-Flora-Habitat-Gebiete gehört zum Thema:

Spezielle europäische Schutzgebiete, die dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen

Quellen und Lizenzen